Einwohnerversammlung 16.5.14 oder wo sind die Klottener geblieben

Das Problem ist bekannt. Bundesweit geht die Bevölkerung zurück und insbesondere in den Gegenden ohne Arbeitsplatzangebot ist der Bevölkerungsschwund am stärksten. Lebten in der Vergangenheit in der Spitze bis zu 1929 (Hoher Anteil an Vertriebenen) Einwohner im Ort, ist diese Zahl inzwischen auf rd. 1300 abgesunken. Die stärksten Abgänge waren in den 50.iger, 60.iger und 70.iger Jahren. Seither haben sich die Abgänge auf geringerem Pegel stabilisiert. Ein Ende des Aderlasses ist somit nicht noch nicht abzusehen. Die Gemeinde versuchte erstmals in den 80./90.iger Jahren dem Abwanderungstrend Einhalt zu bieten. Das seinerzeit als Grundlage für die Bewilligung von Fördermitteln vorgelegte Dorferneuerungskonzept fand jedoch anscheinend bei den Bürgern nicht die notwendige Ansprache für eine erfolgreiche Umsetzung, bzw. um eine Trendumkehr zu erzielen. Auch der mögliche Gemeindezuschuss von max. 1500€ für die Freilegung von Fachwerk stellt keinen Anreiz dar im Ortskern zu wohnen.
Der jetzige Gemeinderat griff die Thematik nochmals in 2007 auf. Mittlerweile gab es einige Erfolge, so konnten Gemeindegebäude an Grundstücksnachbarn veräußert und ein Eckgrundstück für zukünftige Gestaltung erworben werden. Noch hat der Ort eine komplette Infrastruktur (Kita, Grundschule, Laden, Gaststätten, Haarsalon)
Eine generelle Untersuchung der Gebäudenutzung wurde aus Kostengründen von der Mehrheit im G-Rat nicht mitgetragen. Das änderte sich, wie auf der Einwohnerversammlung im letzten Jahr bekannt gegeben, durch die ehrenamtliche Unterstützung von Herrn Czaykowski. Dieser ist diplomierrter Architekt und Städeplaner und Pensionär. Er bot an gegen eine geringe Aufwandsentschädigung ein Leerstandskataster für die Gemeinde zu erstellen. Hierzu „erforschte“ er, unterstützt vom Ortsbürgermeister und 1.Beigeordneten, ein Jahr lang die Klottener Gassen, befragte Eigentümer und hinterfragte die aktuelle Nutzung der Gebäude. Das Ergebnis ist ein Leerstandskataster, welches er in der Einwohnerversammlung vorstellte. Anwesend waren etwa 60 Zuhörer. Im Kataster sind farblich die leer stehenden Gebäude grün, Gebäude mit Bewohner über 80 dunkelrot und mit Bewohner über 70 hellrot markiert. Darüber hinaus zeigte er zahlreiche Fotos, die verfallene, verwahrloste oder instandsetzungsbedürftige Gebäude/Grundstücke zeigen.
Ergebnisse: Von rd. 600 Gebäuden stehen derzeit rd. 60 leer oder sind ungenutzt. Damit liegt Klotten im rheinland-pfälzischen Durchschnitt. Als Ursache des Leerstandes sahen die Anwesenden fehlende Arbeitsplätze, keine Möglichkeit zum Gebäudeerwerb in den 80./90iger Jahren und Wegzug von jungen Familien. Herr Czaykowski schlägt vor, persönlich mit den älteren Gebäudebesitzern bzgl. ihrer zukünftigen Pläne mit ihrer Immobilie zu sprechen. Darüber hinaus könnten leere Gebäude/Grundstücke kostenlos im Internet für Interessenten veröffentlicht werden.
Fragen/Anregungen seitens der Anwesenden:
1) Gibt es Einschränkungen bei energetischen Maßnahmen an der Außenfront? Soweit bekannt gibt es in der Gestaltungssatzung keine dies bzgl. Einschränkungen. Die Gestaltungssatzung wird in einer der nächsten Ausgaben des Mitteilungsblattes nochmals veröffentlicht.
2) Kann die Gemeinde leer stehende Gebäude als Gerätehalle nutzen? Seitens der AG Gerätehalle wurden Besitzer von in Frage kommenden Gebäuden dies bzgl. angesprochen. Es konnte kein Gebäude erhalten werden. Zudem ist die Förderung einer neuen Gerätehalle für die Gemeinde kostengünstiger.
3) Gibt es Förderprogamme zur Verbesserung zur Ortsstruktur? In Rheinland-Pfalz gibt es entsprechende Programme bisher nur für Städte, z.B. Cochem, Kaisersesch.
4) Thorsten L. erläuterte wie andere Gemeinden die Problematik angehen. Grundsätzlich kann die Situation nur durch eine höhere emotionale Bindung von Jugendlichen/Zugezogen/Gebäudeinterssenten an den Ort verbessert werden. Dies wäre dann der Ausgleich für die längeren Wege zur Arbeit.
5) Gibt es ein Gremium welches Aktivitäten zur Erhöhung der emotionalen Bindung/Interesse/Maßnahmen zur Nutzung leer stehender Gebäude erarbeitet/koordiniert? Die Thematik ist kontinuierlich im Gemeinderat, allerdings hat dieser nicht die finanziellen Mittel massiv und vor allem kurzfristig die Gebäudestruktur im Ort zu verbessern. Auch die IGEDOMO als Überbleibsel des letzten Versuchs hat das Thema beackert. Grundsätzlich ist jeder Klottener gefordert, zur Verbesserung der Ortsgemeinschaft beizutraqgen. Es wird sicher Schwerpunktthema im nächsten G-Rat sein.
6) Ist absehbar, bzw. gibt es Studien auf welche Einwohnerzahl sich ein Ort, wie z.B. Klotten reduziert? Blieb offen.
Die geringe Anzahl von Einwohnerversammlungen wurde kritisiert.

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